MoneyLetter August 2022

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Haben Sie schon einmal von dem sowjetischen Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratjew bzw. den „Kondratjew-Zyklen“ gehört?

Kondratjew

In Wikipedia gibt es über ihn folgende Informationen: Kondratjew wurde im zentralrussischen Dorf Galujewskaja als Sohn einfacher Bauern geboren. Nach dem Besuch der Grundschule konnten die Eltern nicht die finanziellen Mittel für eine höhere Schulbildung aufbringen. Der jugendliche Nikolai eignete sich den Unterrichtstoff auf autodidaktischem Wege an und bestand 1911 das Abitur. In dieser Zeit setzte er sich im damaligen Russischen Reich für einen demokratischen Wandel und die Sozialistische Partei ein. Aufgrund dessen wurde er 1905 und 1911 mehrfach festgenommen. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Sankt Petersburg bis 1915 Jura. Während dieser Zeit betätigte er sich als Lehrer für Arbeiter. In Moskau gründete er 1920 das Konjunkturinstitut, wo er an der Ausarbeitung des ersten Fünfjahresplans für die Landwirtschaft in der Sowjetunion beteiligt war. Er plädierte für marktwirtschaftliche Strukturen und wollte die Landwirtschaft erst dann kollektivieren, wenn ausreichende Kapitalien für landwirtschaftliche Großmaschinen verfügbar seien. Im Jahre 1926 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse zu den Langen Wellen in der Konjunktur.

Mit seiner Grundthese, dass sich der Kapitalismus gemäß seinem zyklischen Modell nach einer Abschwungphase wieder regenerieren würde, geriet er zusätzlich in Widerspruch zur herrschenden Doktrin, die von einem bevorstehenden, endgültigen Zusammenbruch des marktwirtschaftlich kapitalistischen Wirtschaftssystems ausging. Dies führte 1930 zu seiner Verurteilung und einer Gefängnisstrafe, die er in Einzelhaft verbrachte. Im Zuge der „Großen Säuberung“ unter Stalin in den Jahren 1936 bis 1938, wurde er nach acht Jahren Haft schließlich am 17. September 1938 von einem
Militärtribunal zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag erschossen.

Aus der Beobachtung von Zeitreihen wirtschaftlicher Indikatoren über 140 Jahre (wie z. B. Preise, Zinsen, Löhne, Wertpapierkurse und Außenhandelsströme in England, Frankreich und den USA) leitete Kondratjew 1926 den Schluss ab, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Industriestaaten in etwa fünfzig bis sechzig Jahre dauernden langen Wellen des Auf- und Abschwungs erfolge. Durch wegweisende „Basisinnovationen“ (z. B. Erfindung der Dampfmaschine, des Automobil oder großflächiger Verbreitung des Eisenbahnnetzes oder der Elektrizität) würde aus einem wirtschaftlichen
Tief eine Erholung, die zum erneuten Aufschwung führen würde.

K-Wellen

Sein Einsatz für einen demokratischen Wandel sowie marktwirtschaftliche Strukturen kosteten ihn das Leben. Schaut man sich den Fortgang der Geschichte an, sollte er jedoch Recht behalten. Entgegen der Meinung der damaligen Machthaber, konnte sich der Sozialismus langfristig als Wirtschaftssystem nicht etablieren. Warum bzw. für was sollen sich Menschen auch anstrengen, wenn Eigentum und Gewinne verstaatlicht sind.

Der Kern des Kapitalismus ist die Marktwirtschaft. Deren großer Vorteil liegt darin, dass Innovationen und Unternehmertum durch den Anreiz zur Gewinnerzielung gefördert werden. Güter und Dienstleistungen werden nicht durch den Staat, sondern über Angebot und Nachfrage geregelt. Schaut man sich die rasante Entwicklung der Industriestaaten in den letzten 200 Jahren anhand der „Kondratjew-Wellen“ an, sind nicht nur die wirtschaftlichen Zyklen interessant. All dies wurde durch massive Verwendung fossiler Energien und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß erreicht. Mit dem Ergebnis, dass sich unser Planet immer weiter aufheizt und nun die Menschheit selbst in ihrer Existenz bedroht ist.

Dass die Energiepreise komplett aus dem Ruder laufen, macht vielen Menschen verständlicherweise Angst. Aber genau das ist wichtig für unser aller Zukunft. Obwohl die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels schon lange bekannt sind und immer spürbarer werden, steigt der weltweite CO2-Ausstoß nach wie vor. Ein klares Indiz dafür, dass der Umbau der globalen Wirtschaft in Richtung „grüner Energie“ – wenn überhaupt – nur schleppend vorangeht.

Durch die hohen Energiepreise, flankiert von einer neuen politischen Ausrichtung, kommt Bewegung in die verfahrene Situation und wieder greifen – diesmal zu Gunsten unserer Umwelt – die Mechanismen der Marktwirtschaft. Für Unternehmen auf der ganzen Welt ist es plötzlich lukrativ, auf erneuerbare Energien zu setzen. Dies betrifft aber nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbraucher. Auf einmal sind Gas- und Ölheizungen verpönt, Solarmodule und Wärmepumpen dagegen gefragt wie nie.

Durch den vom Menschen gemachten Klimawandel stehen wir am Anfang einer neuen Welle: CO2-Neutralität

Dabei geht es um nicht weniger als den Umbau der gesamten Weltwirtschaft. Es werden völlig neue Unternehmen sowie Technologien zur Energieerzeugung / Energienutzung entstehen. Um den Klimawandel rasch zu begegnen oder sogar umzukehren, braucht es eine hohe Dynamik. Auch wenn es kurzfristig schmerzhaft ist und etwas Mut braucht: Indem wir auf günstige fossile Energie verzichten und den Veränderungsprozess mittragen, sichern wir unsere Zukunft.

Der Aktionär kann diesen Prozess aktiv begleiten und finanziell davon profitieren sowie durch eine nachhaltige Ausrichtung (z. B. seiner Fonds) den notwendigen Umbau der Wirtschaft forcieren.

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